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Wanlo 1945 - 2.Weltkrieg - Einmarsch der Alliierten

Über den Einmarsch der Alliierten wird folgendes berichtet:
(Frau Küppers (Katharina) Kuckumerstr. 2 )

Es war Dienstag, der 27.2.1945. Der Wehrmachtsbericht hatte kurz vor 12 Uhr gemeldet, die Alliierten hätten die Rur überschritten. Gegen 14 Uhr erschienen die ersten Amerikaner, mit der Maschinenpistole unter dem Arm, ganz vorsichtig, fast ängstlich, von der Heekstraße kommend zum Markt. Die meisten Wanloer Bürger saßen mit älteren Leuten und Kindern in den Kellern der Häuser; denn immer wieder flogen Flugzeuge im Tiefflug über den Ort. Wilhelm Laumanns damals etwa 72 Jahre alt stand mit erhobenen Händen in der Tür bei Küppers. Auf der Plattenstraße (gegenüber) standen ein paar Frauen und ältere Männer und winkten mit weißen Taschentüchern. Frau Küppers hatte dies alles durch einen kurzen Blick des geöffneten Flurtürenfensters gesehen, war dann aber wieder in den Keller gegangen. Nach etwa 20-30 Minuten kam Herr Laumanns in den Keller und sagte: "Das ganze "End" (Stahlenend) kommt zum Markt. Auch Ihr müsst erscheinen; denn das Militär gibt Anordnung, wie sich die Wanloer zu verhalten haben. "So versammelten sich wohl die meisten Wanloer Bürger, viele nur notdürftig gekleidet, manche Mütter mit Kindern auf dem Arm, auf dem Marktplatz. Plötzlich setzte sich die Menge in Richtung Heckstraße in Bewegung "Wir müssen aus dem Dort hinaus" hieß es allgemein. Die Ansammlung so vieler Menschen könnten von Flugzeugen beschossen bzw. bombardiert werden. "Am Ende der Heckstraße hieß es - von einer Tochter ausgesprochen - "Mutter (87 Jahre alt) kann nicht mehr weiter." Da kam seitens der Amerikaner die Anweisung: "Alle alten Leute und Kranke in das Letzte Haus in der Heckstraße "Lazarett" (Haus von Friedrich Küppers)" Der übrige Trupp wurde nach Keyenberg weitergeleitet. An der Kirche in Keyenberg verschwanden einige - angeblich zum Austreten - sind aber nicht zurückgekehrt sondern am Feller - Hof vorbei nach Wanlo zurückgegangen.

Von Keyenberg aus wurden die Wanloer unter Militär mit MP im Anschlag weiter nach Holzweiler geführt und in die Kirche eingewiesen. Es waren mehrere hundert Wanloer, die meisten "op Klompe", in Holzschuhen. Da kam vielen der Gedanke: "Jetzt machen die mit uns, was die Nazi's mit den Juden gemacht haben. Am ersten Abend gab es nichts, auf das man sich schlafen legen konnte. Man saß oder hockte irgendwo und versuchte, sich wach zu halten. Die Kinder schliefen schließlich auf dem Boden, im Schoß oder in den Armen der Mütter ein. Die Kirchenfenster waren teilweise zerstört, es gab keine Heizung. Am 2. Tag holten einige Männer bei den Holzweiler Bauern Stroh, und so schlief man wie das Vieh "Auf "oder "unter Stroh" Da es noch nichts zu essen gegeben hatte, suchte man nach Körnern im Stoh, um wenigstens beim Kauen etwas Speichel im Mund zu erzeugen. Es gab kein Geschirr. Einige hatten beim Strohholen Einmachgläser und kleine Schüsseln "mitgehen heißen". Die Einwohner Holzweilers brauchten nicht in die Kirche, da nur in Wanlo mit größerem Widerstand gerechnet wurde.

Am 3. Tag gab es dann das erste Essen "Eintopf". Man aß gemeinsam an einigen Töpfen.

Besonders schlimm waren die hygienischen Verhältnisse. Die Säuglinge wurden in Altartücher eingepackt. Die "naß gemachten" Tücher wurden im Keller getrocknet und ungewaschen wieder gebraucht. Die älteren setzten sich vor der Kirche hin, manchmal war aber auch dafür kein Platz mehr. Dann wurde am Tage darauf alles umgegraben und man begann aufs neue mit der Notdurft draußen auf dem Gelände. Beim Hinausgehen oder Herankommen während der Nacht mußte man achtgeben, daß man auf niemand, der da am Boden lag, trat.

Am 4. März durften dann die Wanloer Bürgerinnen und Bürger wieder ins Heimatdorf zurück. Man fand nicht alles beim alten. Hier und da waren doch Plünderungen vorgenommen worden, von wem? Das wollte niemand "gesagt haben"; denn für die Wanloer entstand keine größere Not. Es war eben wie in vielen Fällen, wo Truppen in einem Krieg durch bewohnte Gebiete gezogen waren.

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