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Vorwort zur Chronik

Bis zum heutigen Tag wurde allgemein angenommen, daß für das Dorf W a n l o eine Chronik handschriftlich geführt wurde. Es würde davon gesprochen, daß ein Herr Oellers, früher auf der Kirchstraße wohnhaft, eine solche besitze und geschrieben habe. In letzter Zeit aber stellt es sich heraus, daß eine solche Chronik nicht besteht, sondern daß es sich um eine "Geschichte der Pfarreien der Erzdiözese Köln von Dr. K. Th. Dumont, IXII.Dekanat Grevenbroich von Dechant H.H.Giersberg" handelt, die im Verlag P.Bachem, Köln, 1883, gedruckt worden ist.
Da sich seit einigen Jahren (etwa ab 1950) in gesamten europäischen Raum gewaltige Umwälzungen sowohl gesellschaftlicher wie auch politischer Art vollziehen, scheint es doch angebracht, eine Dorfchronik zu schreiben; denn das kleinste Dorf wird heute von der "modernen Zeit" so gewaltig erfaßt, wie noch vor keiner Zeit, und es dürfte für einige Generationen später hoch interessant sein, die Entwicklung des Dorfes W a n l o in Einzelheiten aufgezeigt zu sehen.
Es ist bekannt, daß sowohl vom jeweiligen Pfarrer eine Pfarrchronik und vom Schulleiter eine Schulchronik zu führen sind. Beide bewegen sich meist im Bereich des rein Religiösen bzw. rein Schulischen. Gar zu oft entstehen Lücken, wie z.B. in der hiesigen Pfarrchronik, in der fast ein Jahrhundert fehlt. Anderenorts ließ die politische Vergangenheit teils Blätter, teils ganze Chroniken verschwinden, da die Chronisten entweder wenig Interesse für das Geschehen im Dorf hatten oder aber sie hatten die Zeit zu sehr dem "herrschenden Regime" zugeschnitten und waren froh, wenn das Geschriebene in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit verloren gegangen war.
Gewiß, jeder Chronist ist ein Kind seiner Zeit. Es soll aber im Folgenden versucht werden, weder dem einen noch dem anderen "nach der Nase" zu schreiben; es soll eine freie Meinung geäußert werden, die auch nicht vor einer Kritik sowohl des Politischen als auch Religiösen halt macht. Möge die Nachwelt entscheiden, ob der Chronist richtig geurteilt hat, möge aber der Herrgott-/der Vater, der Sohn und der Heilig Geist -helfen, daß nur die Wahrheit und die Gerechtigkeit absiegen, mögen sie vor allem mithelfen, der Nachwelt aus ihrer bisherigen Geschichte heraus aufzuzeigen, welchen Weg sie gehen muß, damit sie nicht dem Untergang preisgegeben ist; denn Sieg oder Tod, frei sein oder Sklave werden, hängt von der Einstellung des Menschen zum Leben ab. Wer sich dem Irdischen verschreibt, wird mit dem Irdischen untergehen. Das Leben aber kann nicht nur zum Untergehen bestimmt sein, es muß einen Sinn, einen Wert haben. Ob es aber einen Wert hat, das bestimmt der Mensch selbst.

Wanlo, im Dezember 1963
Der Chronist: H. Küppers

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